Die Baukosten für neue Wohnungen sind in Deutschlan mit einem Preis von durchschnittlich 5.150 Euro pro Quadratmeter teurer als in vielen anderen EU-Ländern. Dies zeigt eine aktuelle Analyse des globalen Immobiliendienstleisters CBRE, welche sie am Freitag veröffentlicht haben. Fast ein Drittel der Kosten (1.500 Euro), würden direkt durch Steuern und öffentliche Abgaben verursacht.
Der CBRE hat dafür Wohnbaukosten in Deutschland, Finnland, Frankreich, den Niederlanden, Österreich, Polen und Schweden untersucht und verglichen.
„Mit den 5.150 Euro liegen in Deutschland die Gestehungskosten für den Wohnungsneubau leicht über jenen in Frankreich und Finnland (jeweils 5.000 Euro) und deutlich höher als in Polen, das mit 2.130 Euro pro Quadratmeter die geringsten Kosten der untersuchten Länder aufweist“, schreibt der Immobiliendienstleister.
Die Gestehungskosten setzen sich aus den Kosten für Grundstück, Bauwerkskosten, Kosten für Außenanlagen und den Baunebenkosten zusammen. Für die Grundstückskosten wurde laut CBRE jeweils der durchschnittliche Grundstückspreis der Metropolen der untersuchten Länder verwendet.
ZIA sieht Analyse als Alarmsignal
Aus Sicht des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) sind diese Vergleichszahlen „ein weiteres Alarmsignal, das allen Entscheidern im Bund und in den Ländern eindeutig vor Augen führen sollte, dass sich Deutschland bei den Belastungen für Investoren endlich bewegen muss“.
Der Anteil der Kosten, der auf den Staat zurückzuführen ist, setze sich zusammen aus der Grunderwerbsteuer, der Umsatzsteuer, den energetischen Anforderungen, den technischen Baubestimmungen, den kommunalen Anforderungen (unter anderem der Baugenehmigung). Der ZIA taxiert diese Gesamtquote für Deutschland auf 37 Prozent.
Dr. Jan Linsin, CBRE Head of Research, erklärt dazu:
„Deutschland ist ein Hochkostenland beim Wohnungsneubau. Das ist weniger auf die Grundstückspreise zurückzuführen als auf die Kosten für den eigentlichen Bau. Ein weiterer Kostentreiber sind die Baunebenkosten der Kostengruppe 700-800, die unter anderem Planungsleistungen, Finanzierungskosten aber auch Kosten für Gutachten beinhalten.“
Baukosten: In Polen am günstigsten
In Polen seien die Kosten für den Wohnungsbau mit ca. 2.130 Euro pro Quadratmeter am niedrigsten, so das Ergebnis der Analyse. Aber auch in Österreich seien die Kosten mit 3.030 Euro deutlich niedriger als in Deutschland.
Vor allem die Baunebenkosten seien mit 490 Euro in Deutschland höher als in jedem anderen der untersuchten Länder. In den Niederlanden, dem zweitteuersten Standort, lägen die Kosten bei 420 Euro, in Polen seien es nur 75 Euro.
„Dabei tritt die öffentliche Hand sogar mehrmals in Erscheinung. Zum einen sind Grunderwerbsteuer für das Grundstück fällig, beim späteren Verkauf von Wohnungen oder Wohngebäuden wird diese dann noch einmal erhoben“, ergänzt Linsin.
Steuerauszeit und starkes Kreditprogramm als Lösungsansätze gegen hohe Baukosten
Der ZIA sehe aktuell vor allem zwei wichtige Hebel, um der Lähmung beim Wohnungsneubau etwas entgegenzusetzen:
- Eine Auszeit bei der Grunderwerbsteuer, und zwar auch für Mietwohnungen
- Ein starkes KfW-Kreditprogramm mit einem Zinssatz von höchstens zwei Prozent
„Die hohen Grunderwerbsteuern in vielen Bundesländern werden längst zur rein theoretischen Einnahmequelle: Wo nicht gebaut wird, kommt auch nichts rein“, erläutert ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner zu der CBRE-Analyse. „Eine Auszeit bei der Grunderwerbsteuer bis 2025 könnte der Branche neue Luft zum Durchstarten verschaffen.“ Nur so kämen durch Bauprojekte dann auch wieder weitere Einnahmen bei der Mehrwert- oder Unternehmenssteuer rein.
Den Ausführlichen Bericht finden Interessierte auf der Website der CBRE, die Ausführliche Stellungnahme des ZIA gibt es auf der ZIA-Website.
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- Baukosten: Steuern und Abgaben in Deutschland die größten Preistreiber beim Wohnungsbau: ©grafikplusfoto - stock.adobe.com